Fische Lexikon A-Z

Wie Fische Risiken kalkulieren wie Spieler mit Einsatz

Fische im offenen Wasser

Wenn Menschen ĂŒber Entscheidungen sprechen, denken sie oft an Tabellen, Wahrscheinlichkeiten oder an Granawin Wetten. An Quoten, EinsĂ€tze und mögliche Verluste. Was dabei fast immer vergessen wird: Entscheidungen unter Unsicherheit sind kein rein menschliches Thema. Fische treffen sie jeden Tag.

Leben im Wasser heißt Leben mit Unsicherheit

Ein Fisch wacht nicht auf und denkt nach. Trotzdem lebt er in einer Welt voller Unklarheit. Das Wasser ist trĂŒb oder klar. Die Strömung Ă€ndert sich. RĂ€uber sind da oder unsichtbar. Nahrung taucht auf oder bleibt aus. Jede Bewegung ist eine Entscheidung. Jede Entscheidung kann falsch sein.

Der Unterschied zu uns ist nicht das Prinzip, sondern die Konsequenz. FĂŒr einen Fisch gibt es oft keine zweite Chance. Ein Fehler reicht. Deshalb sind viele ihrer Entscheidungen nicht auf maximales GlĂŒck ausgelegt, sondern auf minimales Risiko. Genau hier kommen die Fehlerkosten ins Spiel.

Ein Fehler kann bedeuten, zu wenig zu fressen. Das ist schlecht, aber ĂŒberlebbar. Ein anderer Fehler kann bedeuten, gefressen zu werden. Das ist endgĂŒltig. Deshalb werden diese beiden Fehler völlig unterschiedlich behandelt. Fische akzeptieren lieber Hunger als Tod. Das ist keine Angst. Das ist Kalkulation.

Lebensraumwahl: Wo man lebt, entscheidet ĂŒber alles

Ob ein Fisch in flachem Wasser lebt oder in der Tiefe, ist keine Frage des Geschmacks. Flaches Wasser ist oft voller Nahrung. Pflanzen. Insektenlarven. Licht. Aber es ist auch gefÀhrlich. Vögel sehen besser von oben. RÀuber haben weniger Platz zum Ausweichen, aber mehr Sicht.

Tiefes Wasser ist dunkler. KĂ€lter. Nahrung ist knapper. Aber die Sicht ist schlechter. RĂ€uber mĂŒssen nĂ€her kommen. Die Fehlerkosten verschieben sich. In der Tiefe ist der Fehler „zu wenig Nahrung“ wahrscheinlicher. Im Flachen ist der Fehler „zu spĂ€t reagieren“ tödlich.

Viele Fischarten wechseln deshalb ihren Lebensraum abhĂ€ngig von Zeit, Alter oder Zustand. Junge Fische bleiben oft in dichten Pflanzen. Nicht weil es ideal ist. Sondern weil der schlimmste Fehler dort seltener passiert. Alte, grĂ¶ĂŸere Fische wagen sich eher ins Offene. Sie haben bessere Chancen zu entkommen. Ihre Fehlerkosten haben sich verĂ€ndert.

Wann man sich zeigt und wann nicht

Ein weiteres Beispiel ist die Tageszeit. Manche Fische sind tagsĂŒber aktiv. Andere nachts. Das ist kein Zufall. TagsĂŒber sehen viele RĂ€uber besser. Nachts sehen viele Fische schlechter. Wieder geht es um Fehlerkosten.

TagsĂŒber zu fressen bedeutet mehr Nahrung. Aber auch mehr Sichtbarkeit. Nachts zu fressen bedeutet weniger Nahrung, aber geringere Entdeckungswahrscheinlichkeit. Ein Fisch entscheidet also nicht zwischen gut und schlecht. Sondern zwischen verschiedenen Arten von Risiko.

Interessant ist, dass diese Entscheidungen flexibel sind. In GewĂ€ssern mit wenigen RĂ€ubern werden eigentlich nachtaktive Fische plötzlich tagsĂŒber aktiv. Die Fehlerkosten fĂŒr Sichtbarkeit sinken. In stark befischten oder stark bejagten Gebieten ziehen sich Fische zurĂŒck. Sie Ă€ndern ihre AktivitĂ€tszeiten. Nicht aus Gewohnheit. Sondern aus Rechnung.

Hunger verÀndert die Risikobereitschaft

Ein satter Fisch entscheidet anders als ein hungriger Fisch. Hunger verschiebt die Fehlerkosten. Wenn ein Fisch kurz vor dem Verhungern steht, wird der Fehler „nichts fressen“ gefĂ€hrlicher als der Fehler „zu sichtbar sein“.

Deshalb sieht man hungrige Fische in offenen Bereichen. Sie nehmen mehr Risiko auf sich. Nicht weil sie unvorsichtig sind. Sondern weil sich das VerhĂ€ltnis der Fehlerkosten verschoben hat. Das kleinere Übel ist nicht mehr Sicherheit, sondern AktivitĂ€t.

Dieses Prinzip kennt jeder Mensch. Auch wenn wir es anders nennen. Wer viel zu verlieren hat, spielt vorsichtig. Wer kaum noch Optionen hat, geht höhere Risiken ein. Fische tun dasselbe. Nur ohne Rechtfertigung. Ohne Story. Ohne Ego.

Gruppendynamik: Sicherheit durch Verteilung von Fehlern

Viele Fische leben in SchwÀrmen. Oft wird gesagt, das diene der Orientierung oder der Kommunikation. Das stimmt teilweise. Aber der wichtigste Punkt ist ein anderer. Fehlerkosten werden verteilt.

In einem Schwarm sinkt die Wahrscheinlichkeit, selbst gefressen zu werden. Der Fehler „RĂ€uber greift an“ bleibt gleich. Aber die Kosten fĂŒr den Einzelnen sinken. Sichtbarkeit steigt. Sicherheit steigt ebenfalls. Das ist kein Widerspruch. Es ist Statistik im Wasser.

Deshalb verlassen Fische den Schwarm oft nur, wenn sie grĂ¶ĂŸer oder schneller sind. Ihre individuelle Fehlerkostenbilanz ist dann gĂŒnstiger. Ein kleiner Fisch allein ist ein hohes Risiko. Ein großer Fisch allein kann es sich leisten.

Was Fische nicht tun, ist nach Perfektion streben. Sie suchen nicht den optimalen Lebensraum. Nicht die beste Uhrzeit. Nicht die perfekte Strategie. Sie suchen nach ausreichend guten Lösungen mit niedrigen katastrophalen Fehlerkosten.

Das ist ein entscheidender Unterschied zu vielen menschlichen Denkweisen. Wir jagen oft das Maximum. MĂŒssten wir das aber so machen?

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